Monatsberichte August und September
Wir am Fachtag vom Verlag Herder Kita(r)evolution (06.10.2023)
Kita(r)evolution – der Fachtag im Herder Verlag
Am Freitag, den 06.10.2023 fand im schönen alten Verlagshaus in Freiburg der Fachtag statt. Unsere Vorsitzende Anja Braekow fuhr mit einer Kollegin hin, holte zuerst die Bücher für unseren Büchertisch beim Fachtag in Heidelberg ab und konnte danach am revolutionären Fachtag teilnehmen.
Nach einer kurzen Begrüßung stellte Frau Dr. Ilse Wehrmann (https://www.ilse-wehrmann.de/), die extra aus Bremen angereist war, ihr Buch „Kitakollaps“ vor und beschrieb mit klaren und aufrüttelnden Worten was nun nötig ist, um das Ruder noch herum reißen zu können. Sie rief zum „Nein“ sagen auf!
Im Anschluss begannen die Impulsvorträge der Autor*innen des Buches „Kita(r)evolution“, das ebenfalls im Herder Verlag erschienen ist. Den Anfang machte Kathrin Hohmann (@kinderheit_erleben) mit der klaren Frage: „Wie willst du als Fachkraft sein?“. Für uns als Verband Kita-Fachkräfte eine elementare Frage. Nach einer kurzen Pause kam der Vortrag von Sebastian Lisowski (@paedagigikguru) mit der Aussage, doch, du kannst! Leider konnte Christin Füchtenschneider (@mit_herz_und_leidenschaft) nicht persönlich anwesend sein, sie rief per Video auf, mutig neue Wege zu gehen. Einmal über die eigene Aggression nachdenken und dieser im „grünen“ Bereich auch nachzugeben, forderte Hergen Sasse (@sozialundstark) in seinem Vortrag „Klar sorge ich für mich“. In den Pausen wurden wir vom Team Herder verwöhnt mit süßen und deftigen Leckereien und Getränken, es war Zeit zum Netzwerken und für das eine oder andere Wiedersehen. Am fortgeschrittenen Nachmittag berichtete Hannah Vasiliadis (@hannah.vasiliadis) von ihrem 20m Spaziergang mit ihrem Sohn und rief dazu auf „einen Gang zurückzuschalten“ und sich auf die Kernaufgaben und das Wesentliche im Kita Alltag zu besinnen. Um das Thema „Wünsche“ kümmerte sich Fea Finger (@feafinger) mit ihrem Vortrag „Wenn ich einen Wunsch frei hätte“. Mit einem „Playdoyer für eine Kita(r)evolution“ beendete Laura Grimm (@101visionen) einen inhaltlich wertvollen und anregenden Fachtag. Bei der anschließenden Fragerunde konnte Anja Braekow den Verband Kita-Fachkräfte BW kurz vorstellen und zur Zusammenarbeit aufrufen. Es waren einige Mitglieder anwesend, der Austausch und das persönliche Kennenlernen war kraftvoll und tat sehr gut.
Wir bedanken uns bei allen Dozent*innen und vor allem beim Verlag Herder für diesen stärkenden Tag.
Stellungnahme zur Reportage von Günther Wallraff auf RTL am 28.09.2023
Die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer fordern eine Qualitätsdebatte über entwicklungsförderliche Bedingungen in Kitas und konsequenten institutionellen Kinderschutz. Das Wohl des Kindes muss im Kita-Alltag an erster Stelle stehen.
Der Filmbeitrag vom 28.9.2023 rüttelt auf. Dass es viele Kita-Fachkräfte und Einrichtungen gibt, die Kinderschutz großschreiben und verantwortungsbewusst und kompetent mit den ihnen anvertrauten Kindern umgehen, relativiert nicht das massive Fehlverhalten, welches der Journalistin in verschiedenen Einrichtungen begegnete. Die Reportage zeigt drastische Fälle von übergriffigem Verhalten und körperlichen, sowie psychischen Misshandlungen. Die im Beitrag zitierten Stellungnahmen der Träger bieten wenig Hoffnung, dass die Probleme konstruktiv bearbeitet und Verbesserungen herbeigeführt werden. Wenn Träger Fehlverhalten zudecken oder die Aufrechterhaltung der betrieblichen Abläufe und wirtschaftliche Aspekte über das Wohlergehen von Kindern und Mitarbeitenden stellen, besteht die Gefahr, dass das Kindeswohl nicht mehr gewährleistet werden kann.
Jede Kita ist gesetzlich verpflichtet, ein Kinderschutzkonzept zu erstellen. Solange diese Konzepte in der Praxis nicht gelebt und umgesetzt werden, verfehlen sie ihren Sinn. Die Kita-Fachkräfteverbände appellieren an jede einzelne Fachkraft, das eigene Verhalten zu reflektieren und übergriffiges, gewaltvolles Verhalten anzusprechen beziehungsweise zu melden.
Als Nährboden für verletzendes Verhalten und Vernachlässigung in Kitas sind neben persönlichem Fehlverhalten schlechte Rahmenbedingungen zu nennen. Überforderung und Stress des Personals führen dazu, dass auf kindliche Grundbedürfnisse nicht adäquat eingegangen wird und es an individueller Zuwendung und Fürsorge fehlt. (Siehe https://www.gew.de/fileadmin/media/publikationen/hv/Kita/Kita_Verschiedenes/20210928-verletzendes-verhalten-web.pdf).
Wenn der Fernsehbericht beispielsweise zeigt, dass in der Mittagspause der Erzieherinnen niemand für die Kinder zuständig ist oder Kinder mit Beeinträchtigungen nebenher von Menschen ohne entsprechendes Fachwissen betreut werden, werden strukturelle Mängel sichtbar. Eine Betreuung um jeden Preis darf es nicht geben.
Kita-Teams müssen über folgende Fragestellungen mit den verschiedenen Kita-Akteuren ins Gespräch gehen und gemeinsam Lösungen erarbeiten:
Unter welchen Bedingungen tun Fachkräfte ihren Dienst und welche prekären Bedingungen tragen sie mit? Welche Möglichkeiten erhalten Sie, ihr Verhalten und die angewendeten Methoden zu reflektieren? Welche Fehlerkultur wird in Einrichtungen eingeübt und gelebt? Welche Ressourcen stehen hierfür zur Verfügung?
Wenn Institutionen wie Städte- und Gemeindebünde oder der Deutsche Kitaverband fordern, dass eine Fachkraft noch mehr Kinder betreuen und Personal rekrutiert werden soll, das kein oder wenig frühpädagogisches Fachwissen mitbringt oder auf persönliche Eignung des Personals wenig Wert gelegt wird, leistet das prekären Bedingungen Vorschub (siehe https://www.deutscher-kitaverband.de/kindertagesbetreuung-zukunftsfaehig-aufstellen-den-realitaeten-ins-auge-schauen/). Forderungen nach einer weiteren Absenkung bereits unzureichender Standards fokussieren nicht Bildung, Förderung und bedürfnisorientierte Betreuung, sondern stellen die Betreuungszeiten an erste Stelle. Dabei gerät aus dem Blick, ob es Kindern und Fachkräften im Kita-Alltag gutgeht. Der Wunsch nach Gewährleistung möglichst langer Betreuungszeiten darf nicht dazu führen, dass elementaren kindliche Bedürfnissen nicht mehr entsprochen werden kann.
Für einen gelebten Kinderschutz brauchen Kita-Fachkräfte gesetzlich verankerte und verpflichtende Fortbildungsangebote und Reflexionsmöglichkeiten. Nur so kann gewährleistet werden, dass sie auf dem Stand der neuesten entwicklungspsychologischen und bindungstheoretischen Erkenntnisse sind und lernen, das eigene Verhalten zu reflektieren und an der eigenen Haltung zu arbeiten. Gleichzeitig muss der Kita-Alltag so gestaltet werden, dass er weder Kinder noch Fachkräfte überfordert und zu Dauerstress führt.
Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Unser Kitasystem und damit das Fundament der deutschen Bildungslandschaft hat ein massives Qualitätsproblem. Der jährlich erscheinende Ländermonitor der Bertelsmann- Stiftung, aber auch aktuell erschienene Bücher wie „Der Kita-Kollaps“ von Dr. Ilse Wehrmann oder „Satt und sauber reicht nicht“ von Dr. Anke Ballmann belegen dies genauso eindrücklich, wie die Tatsache, dass es Schulen gibt, an denen viele Kinder die erste Klasse wiederholen, 25% der Viertklässler die Mindestanforderungen im Lesen, Schreiben und Rechnen verfehlen und jährlich 50 000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen.
Stellungnahme Team Wallraff
Wir am Bildungsprotesttag in Stuttgart (23.09.2023)
Am Samstag um 12:05 Uhr war es so weit: Der deutschlandweite Bildungsprotesttag in Stuttgart startete! Anna-Lena unsere Vorstandmitarbeiterin (Netzwerk Stuttgart) und Tim Wahl eines unserer Verbandsmitglieder (Netzwerk Stuttgart) waren mit einer Mitmachaktion bei der Kundgebung auf dem Schlossplatz dabei. Interessierte konnten für ihr Zuhause eine Wunderblume mit Saatgut für beispielweise: Mut, Stärke und Resilienz einpflanzen und mitnehmen.
Es gab viele sehr wertvolle Beiträge von unterschiedlichsten Menschen, die sich aktiv für eine bessere Bildungspolitik einsetzen und eine Veränderung erwirken wollen. Dabei waren unter anderem: die Junge GEW, TeachersForFuture, eine Mutter zweier GMS-Schüler, FridaysForFuture, Open Mic, Unterstützer der Kitastrophe Stuttgart und Luk zum Thema Inklusion. Auch Anna-Lena und Tim hatten einen tollen Beitrag zum Thema „Fundament der frühkindlichen Bildung- das Wurzelwerk“. Sie brachten persönliche Erfahrungen aus der Kita-Welt mit ein und betonten noch einmal die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung, denn: „Kinder sind unsere Zukunft! Wir wollen Veränderung und keine leeren Versprechungen mehr und sind bereit, dafür aktiv mitzuwirken und haben jede Menge Lösungsvorschläge parat. Bei all den aktuell geführten Diskussionen und Debatten kommt eines meist zu kurz: Das Kindeswohl! Wir geben pädagogischen Fachkräften eine Stimme und dadurch was noch wichtiger ist: Wir geben den Kindern eine Stimme!“
Eine sehr gelungene Moderation durch Benedikt rundete die wertvolle Veranstaltung ab.
Es war schön zu sehen, dass der Bildungsprotesttag in Stuttgart einige interessierte Besucher verzeichnen konnte. Es zeigt, dass die Bildung der Kinder immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Trotz allem kann es nie zu viel interessierte Besucher geben und deshalb rufen wir dazu auf an solchen Veranstaltungen noch zahlreicher aufzutreten, denn je mehr sich öffentlich zeigen, desto mehr nimmt das Thema an Wichtigkeit zu!
Gemeinsam für eine bessere Bildungspolitik und Veränderung!
Wir treffen uns mit Nancy Hehl von ver.di (18.09.2023)
Am 18.9. hat sich unsere Vorstandsmitarbeiterin Anna-Lena mit Nancy von Verdi.BW zum Austausch getroffen.
Sie haben sich über die aktuellen Themen ausgetauscht wie beispielsweise den „Erprobungsparagrafen“, die anstehenden Kommunalwahlen 2024, den Bildungsmonitor der Bertelsmannstiftung der demnächst wieder veröffentlicht wird, den anstehenden Ganztagesanspruch für Grundschulen 2026 und mögliche gemeinsame Aktionen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, das Verdi bei all den Bildungsdebatten ebenfalls das Wohl des Kindes mit im Fokus hat und wie unser Verband an einem besseren Fachkräfte-Kind Schlüssel interessiert ist und diesen als sehr wichtig erachten.
Neben den besseren Rahmenbedingungen und Arbeitsbedingungen für pädagogische Fachkräfte bleibt das Wohl des Kindes bei all den Diskussionen die aktuell herrschen oftmals unbeachtet. Dabei geht es um unsere Kinder und deren Bildung Um deren Zukunft und deren Wohlergehen! Das MUSS an oberster Stelle stehen.
Weltkindertag 2023 (20.09.2023)
Wir beim Kitahelden Kongress (09.09.2023)
Am Samstag den 09.09.23 waren wir vom Verband auf dem Kitaheldenkongress 2023 der Kitahelden Akademie (https://heldentaten-akademie.de/) mit einem Stand der deutschlandweiten Kita-Fachkräfte-Verbände vertreten.
Es war ein großartiger Tag. Wir haben unglaublich erfrischende und schöne Gespräche geführt, viele Mitglieder der Verbände in live kennengelernt und es waren sogar Mitglieder aus Baden-Württemberg angereist.
Es herrschte eine sensationelle Stimmung und an unserem Stand war ordentlich was los. Die positive Stimmung, die sehr gute Organisation des Kitaheldenteam , die großartigen Speaker und faszinierenden Auftritte von Andreas Ebenhöh, haben einen rundum erfolgreichen Kongress ermöglicht.
Wir bedanken uns für den wertvollen Austausch und freuen uns schon auf den nächsten Kitaheldenkongress. Ein Besuch lohnt sich sehr.