Wir schreiben an Frau Schopper (26.02.2024)

Sehr geehrter Frau Schopper,

mit Interesse haben wir Ihr Interview zum Thema Schulreife verfolgt. Wir begrüßen Ihre Intention im Hinblick auf das schlechte Abschneiden bei der aktuellen PISA-Studie, kein Kind mehr einzuschulen, dass nicht schulreif ist.

Auf jeden Fall unterstreichen wir Ihre Aussage, dass Kinder mit genügend Sprachkenntnissen in der Schule weniger abgehängt werden, da sie dem Unterricht vollumfänglich folgen können. Wir befürworten aus diesem Grund verbindliche Sprachförderangebote für alle Kinder, welche diese benötigen, unabhängig ihrer Muttersprache, denn auch deutschsprachig aufwachsende Kinder haben oftmals Sprachdefizite.

Wir möchten ebenso darauf hinweisen, dass die Schulreife eines Kindes nicht allein von dessen Sprachniveau abhängig ist. Kognitive Reife sowie die soziale und emotionale Entwicklung sind hierbei genauso zu berücksichtigen, um dem Kind eine erfolgreiche Schullaufbahn zu ermöglichen. Zur Schulfähigkeit gehört mehr als nur Deutschkenntnisse. Die Einführung eines Förderpakets zum Auffangen der Sprachprobleme wird deshalb nicht ausreichend sein, um die Mindeststandards in den Fächern Mathematik und Deutsch zu erreichen.

Viel mehr brauchen wir qualitative Bedingungen in den Kitas, die ein individuelles Begleiten und Lernen ermöglichen. Hierfür benötigt es personelle und zeitliche Ressourcen, die aktuell leider fehlen.

Ein Anpassen des Personalschlüssels an die moderne Lebenswelt des Kindes und eine Reduzierung der Gruppengrößen sowie Unterstützungen im Alltag bei hauswirtschaftlichen und administrativen Tätigkeiten würden die Qualität in unseren Kitas enorm steigern. Gute und sinnvolle Investitionen im frühkindlichen Bereich würden den Kindern die dringend nötige Unterstützung bieten, um in allen Bereichen gut auf die schulische Laufbahn vorbereitet zu werden.

Da das in den letzten Jahren mehr als versäumt wurde, überrascht es uns nicht, dass eben viele Kinder nicht mehr die nötige Schulreife erreichen. Wenn der Fokus endlich auf qualitativen Arbeits- und Rahmenbedingungen im frühkindlichen Bereich liegen würde, wird ein weiteres Sprachförderprogramm überflüssig werden. Wir brauchen keine weitere Symptombehandlung, sondern schnellstens eine Ursachenbehebung. Um diese und weitere Fragen und Maßnahmen fachlich zu erörtern und gemeinsam einen guten Weg aus der Kitamisere zu finden, möchten wir uns gerne mit Ihnen an einen Tisch setzen oder bei einem Onlinemeeting in den Dialog gehen. Wir erwarten Ihre Terminvorschläge und freuen uns auf den gemeinsamen Austausch.

Mit freundlichen Grüßen

Anja Braekow, 1. Vorsitzende

Anja Halder, 2. Vorsitzende

Anna-Lena Johnsen, 3. Vorsitzende

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