Wir schreiben dem KVJS ( 29.01.2022)

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir als Verband Kita-Fachkräfte BW möchten uns heute bei Ihnen vorstellen. 

Seit unserer Gründung im Januar 2021 sind wir ein stetig wachsender und aktiver Verband. 

Gemeinsam mit Eltern, Trägern und Interessierten machen wir uns auf den Weg um die Bedingungen in den Kitas in Baden-Württemberg bedeutend zu verbessern. Wir wollen, dass Kitas zu einem Ort werden, an dem Kinder, Eltern und Pädagogen gemeinsam wachsen, leben und weiterentwickeln können – denn „wir stehen für Veränderung!“. 

Wir verfolgen kontinuierlich unsere Ziele: 

           1. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen 

           2. Die Anpassung an einen zeitgemäßen Personalschlüssel 

           3. Eine einheitliche und praxisnahe Ausbildung 

           4. Die verpflichtende Zusammenarbeit zwischen Träger, Leitung, Team und  
               Eltern. 

Sie als KVJS-Landesjugendamt fördern die Tagesbetreuung von Kindern und deren Erziehung in der Familie durch modellhafte Vorhaben, durch fachliche Begleitung und durch Fortbildungsveranstaltungen auf vielfältige Weise. 
 
Als zuständiger Dachverband für unseren Bereich der Kindergärten, Kindertagesstätten etc. sind sie der Ansprechpartner für unsere Anliegen. Wir sehen hier eine große Chance, durch Vernetzung und regelmäßigen Dialog eine für alle gewinnbringende Zusammenarbeit zu schaffen. Daher suchen wir als Verband nun aktiv das Gespräch mit Ihnen, unter anderem zu folgenden Themenpunkten: 

Wie Sie unseren Zielen entnehmen könnten, wollen wir uns einsetzen für einen an die Bedarfe/ und Erfordernisse der Zeit angepassten Personalschlüssel. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf, da dieser seit vielen Jahren trotz kontinuierlich steigender Arbeitsanforderungen nicht angeglichen/assimiliert wurde. Die Implementierung eines Qualitätsmanagements, vielfältige Dokumentationsaufgaben, Veränderungen in Familienstrukturen und dadurch veränderte Bedürfnisse sowie erhöhter Betreuungsbedarf vieler Familien sind nur einige Beispiele dafür, dass der veränderte Berufsalltag außer unserem Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrag viele zusätzliche Aufgaben umfasst und daher einen erhöhten Personalbedarf mit sich bringt. 
Während des Betriebes der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen unter Pandemiebedingungen wird aktuell sogar die Unterschreitung des Mindestpersonal-schlüssels um 20% geduldet, was die Erfüllung des Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrages sowie die Erfüllung der zusätzlich anfallenden Aufgaben kaum mehr möglich macht. Im gleichen Zuge stimmt der KVJS der Überschreitung der Höchstgruppengrößen zu, was sich in gleicher Weise ungünstig auf die qualitätsvolle Durchführung der o.g. Aufgaben auswirkt.  

Obgleich sich diese Passage auf pandemiebedingte Personalausfälle bezieht und auf Kurzfristigkeit abzielt, wird sie von Trägern teilweise so ausgelegt, dass offene Stellen bereits im Vorfeld um 20 vom Hundert geringer ausgeschrieben werden.)  

Einen besonderen Fokus/ Besondere Aufmerksamkeit legen wir auch auf die mit der Wahrung der Aufsichtspflicht verbundene Meldepflicht und den Umgang mit entsprechenden Meldungen sowie Überlastungsanzeigen. Wir sehen hier bereits in der Formulierung Handlungsbedarf dahingehend, dass dem Begriff „Meldepflicht“ der nötige Nachdruck und die Konsequenz fehlen, die Träger zum sofortigen Handeln verpflichten.  
Die Formulierung „Genehmigungspflicht“ verbunden mit einer transparent kommunizierten Strategie zur behördlichen Überprüfung von Meldungen und Überlastungsanzeigen würde zur Sicherung der Aufsichtspflicht im nötigen Maße beitragen. 

Gespräche wünschen wir auch hinsichtlich der für die Betriebserlaubnis vorgeschriebenen Mindestraumgrößen und weiteren räumlichen Voraussetzungen. Es ist beispielsweise wirklich erfreulich zu lesen, dass der KVJS in seinen Empfehlungen an Träger beim Bau oder Umbau von Kindertageseinrichtungen empfiehlt, statt eines doppelt genutzten Mehrzweckraumes mit Schlafmöglichkeiten für drei- bis sechsjährige Kinder in Ganztagesbetreuung einen „der Funktion entsprechenden Schlafraum“ einzurichten.  

Den tatsächlichen Bedürfnissen von Kindern vor Ort entsprechender wäre es allerdings, hier deutlich verbindlicher zu formulieren, dass ebenso wie für den U3-Bereich auch hier separate zweckbedingte Schlafräume baulich einzuplanen sind, zumal der oben erwähnte „Mehrzweckraum“ von Trägern teils sehr vieldeutig ausgelegt wird.  

Besonders in diesem sehr praxisnahen Themenfeld aber auch in den anderen o.g. Punkten lohnt es sich, das Gespräch mit uns als engagierten Fachkräften aufzunehmen, weil wir doch ein sehr realistisches Bild von dem zeichnen können, wie Handlungsträger vor Ort die Vorgaben und Empfehlungen des KVJS auslegen und dadurch die von uns und Ihnen angestrebte Qualität im frühkindlichen Bereich bis hin zur Gefährdung des Kindeswohles mindern. Auch sind wir sehr interessiert an lösungsorientiertem Austausch, zu dem wir sicher vielfältige Ideen und Vorschläge einbringen können. 

 Ihr breites Angebot an Fachtagungen und Fortbildungen würden wir gerne unterstützen. Durch unsere Arbeit können wir direkt aus der Praxis berichten und hier anfallende Themen mit einbringen. 

Bereits mit unseren vorausgegangenen Schreiben, welche Sie auf unserer unten genannten Homepage finden, hatten wir signalisiert, dass wir uns Transparenz, Kooperation und aktiven Austausch vieler bekannter Stellen mit den Fachkräften vor Ort wünschen. Wir hoffen, mit diesem Schreiben den damit verbundenen Gewinn für beide Seiten deutlich machen zu können und Sie als Dachverband für einen Austausch zu gewinnen. 

Über unsere bisherige Arbeit als Verband sowie unsere aktuellen Projekte können Sie sich auf unserer Homepage www.verband-kitafachkraefte-bw.de informieren.  

Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie uns gerne per Email.   

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