Pressemitteilung zur Änderung des Kita Gesetzes (10.11.2023)

„Wir haben den Eindruck, dass sich die Landespolitik der Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung nicht bewusst ist oder wie kann es sein, dass die Debatte zu diesem wichtigen Gesetzentwurf nicht stattfand, obwohl es auf der Tagesordnung stand?“, äußert sich Anja Braekow zur gestrigen Plenardebatte. Unserer Ansicht nach muss endlich eine detaillierte und fundierte Auseinandersetzung mit dem Kita-System stattfinden. Der aktuell noch sehr schwer zu greifende Erprobungsparagraf bringt noch mehr Verunsicherung bei pädagogischen Fachkräften, Trägern und Eltern, als dies aktuell eh schon der Fall ist. Wir kritisieren, dass die Maßnahmen, die durch diesen Paragrafen ergriffen werden können, ohne Bedingungen oder Evaluisierungsinstrumenten daherkommen. „Vielerorts ist bereits jetzt die Bildungsarbeit in Kitas erschwert. Der Erprobungsparagraf könnte diese noch verschlechtern, ebenso wie die Arbeitsbedingungen. Dieser Paragraf ähnelt einer Symptombehandlung, nicht einer Ursachenforschung. Wir befürchten, dass Qualität das Erste sein wird, das gestrichen wird“, äußert sich Anja Braekow 1. Vorsitzende des Verbands Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg zum Erprobungsparagrafen. Bildungsarbeit und individuelle Entwicklungsbegleitung werden je nach getroffener Maßnahme nicht mehr möglich sein und die Anforderungen an die verbleibenden pädagogischen Fachkräfte werden noch mehr ansteigen. „Wir befürchten, dass gute Kinderschutzkonzepte in den Schubladen ihr Dasein fristen werden. Außerdem wird es Einbußen in der Bildungsarbeit geben. Wenn bereits jetzt eine gut ausgebildete Fachkraft aufgrund der momentanen Bedingungen ihren Aufgaben nicht professionell nachgehen kann, wie soll das dann eine Zusatzkraft mit keiner oder bestenfalls einer verkürzten pädagogischen Ausbildung hinbekommen?“, stellt Braekow infrage. „Diese Zusatzkräfte brauchen selbst noch Begleitung und müssen in die unterschiedlichen Konzepte und Aufgaben unterwiesen werden.“
„Erheblich mehr Sinn machen würde eine Nachbesserung der Leitungszeit, ein verbesserter Personalschlüssel, eine bezahlte Ausbildung, Hauswirtschaftskräfte, Bürofachkräfte und ein angemessener Aufwand der Bürokratie. Wenn dazu Zusatzkräfte on top und nicht als Ersatz kämen, wären wir auf dem richtigen Weg“, stellt Braekow weiter fest. Der aktuell eingeschlagene Weg, der aus den Forderungen des Städtetags heraus eingeschlagen wird, kann unter guten Umständen zu einer Erhöhung der Betreuungskapazität führen, wird aber ohne festgelegte Rahmenbedingungen und evaluierbaren Parametern zu einer verminderten Bildungsqualität führen. Gerade nach den letzten Vergleichsstudien im Grundschulbereich sollte aber klar sein, dass ohne gute Bildungsqualität für die Zukunft nicht viel gewonnen wird. „Wir können nicht absehen, welche genauen Folgen einzelne Maßnahmen für die Entwicklung der Kinder haben werden, aber wir wissen, dass sich Stress und Lärm negativ auf die Gesundheit auswirken. Die Kinder und Mitarbeitenden in immer größeren Gruppen diesen Faktoren auszusetzen ist fahrlässig und gesundheitsschädigend“, bringt Braekow den Aspekt der physischen und psychischen Gesundheitsförderung ein. Der Erprobungsparagraf soll es ermöglichen, weniger Personal einzusetzen, ebenso wie eine Erhöhung der Gruppengröße oder das Splitten von Bildungs- und Betreuungszeit. „Kein Mensch, somit auch kein Kind, ist in der Lage, seinem Gehirn vorzuschreiben, wann und was es zu lernen hat und wann es nur funktionieren muss. Somit ist es schlichtweg nicht möglich, in der frühkindlichen Bildung eben dies zu tun. Betreuung und Bildung kann nicht getrennt werden, wenn, dann kann man Eltern und Kommunen klar machen, dass man wegen fehlender Ressourcen keine expliziten Bildungsimpulse und somit Anreize setzen kann, aber zumindest die Kinder beaufsichtigt werden“, erläutert Anja Braekow einen Aspekt der Kita Arbeit. „Kinder werden zu Opfern von minderwertigen Erprobungsmodellen gemacht. Es muss ein Umdenken auf politischer und gesellschaftlicher Ebene geben. Jede Investition in frühkindliche Bildung ist eine gute Investition und wird sich um ein Vielfaches auszahlen. Kinder sind unsere Zukunft. Was wir hier nicht erfolgreich umsetzen, wird die Gesellschaft unweigerlich einholen“, schließt Braekow ab.
Für Interviewanfragen oder Rückmeldungen stehen wir gerne zur Verfügung

Wir am Fachtag vom Verlag Herder Kita(r)evolution (06.10.2023)

Kita(r)evolution – der Fachtag im Herder Verlag

Am Freitag, den 06.10.2023 fand im schönen alten Verlagshaus in Freiburg der Fachtag statt. Unsere Vorsitzende Anja Braekow fuhr mit einer Kollegin hin, holte zuerst die Bücher für unseren Büchertisch beim Fachtag in Heidelberg ab und konnte danach am revolutionären Fachtag teilnehmen.

Nach einer kurzen Begrüßung stellte Frau Dr. Ilse Wehrmann (https://www.ilse-wehrmann.de/), die extra aus Bremen angereist war, ihr Buch „Kitakollaps“ vor und beschrieb mit klaren und aufrüttelnden Worten was nun nötig ist, um das Ruder noch herum reißen zu können. Sie rief zum „Nein“ sagen auf!

Im Anschluss begannen die Impulsvorträge der Autor*innen des Buches „Kita(r)evolution“, das ebenfalls im Herder Verlag erschienen ist. Den Anfang machte Kathrin Hohmann (@kinderheit_erleben) mit der klaren Frage: „Wie willst du als Fachkraft sein?“. Für uns als Verband Kita-Fachkräfte eine elementare Frage. Nach einer kurzen Pause kam der Vortrag von Sebastian Lisowski (@paedagigikguru) mit der Aussage, doch, du kannst! Leider konnte Christin Füchtenschneider (@mit_herz_und_leidenschaft) nicht persönlich anwesend sein, sie rief per Video auf, mutig neue Wege zu gehen. Einmal über die eigene Aggression nachdenken und dieser im „grünen“ Bereich auch nachzugeben, forderte Hergen Sasse (@sozialundstark) in seinem Vortrag „Klar sorge ich für mich“. In den Pausen wurden wir vom Team Herder verwöhnt mit süßen und deftigen Leckereien und Getränken, es war Zeit zum Netzwerken und für das eine oder andere Wiedersehen. Am fortgeschrittenen Nachmittag berichtete Hannah Vasiliadis (@hannah.vasiliadis) von ihrem 20m Spaziergang mit ihrem Sohn und rief dazu auf „einen Gang zurückzuschalten“ und sich auf die Kernaufgaben und das Wesentliche im Kita Alltag zu besinnen. Um das Thema „Wünsche“ kümmerte sich Fea Finger (@feafinger) mit ihrem Vortrag „Wenn ich einen Wunsch frei hätte“. Mit einem „Playdoyer für eine Kita(r)evolution“ beendete Laura Grimm (@101visionen) einen inhaltlich wertvollen und anregenden Fachtag.  Bei der anschließenden Fragerunde konnte Anja Braekow den Verband Kita-Fachkräfte BW kurz vorstellen und zur Zusammenarbeit aufrufen. Es waren einige Mitglieder anwesend, der Austausch und das persönliche Kennenlernen war kraftvoll und tat sehr gut.

Wir bedanken uns bei allen Dozent*innen und vor allem beim Verlag Herder für diesen stärkenden Tag.

Wir treffen uns mit Nancy Hehl von ver.di (18.09.2023)

Am 18.9. hat sich unsere Vorstandsmitarbeiterin Anna-Lena mit Nancy von Verdi.BW zum Austausch getroffen.

Sie haben sich über die aktuellen Themen ausgetauscht wie beispielsweise den „Erprobungsparagrafen“, die anstehenden Kommunalwahlen 2024, den Bildungsmonitor der Bertelsmannstiftung der demnächst wieder veröffentlicht wird, den anstehenden Ganztagesanspruch für Grundschulen 2026 und mögliche gemeinsame Aktionen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, das Verdi bei all den Bildungsdebatten ebenfalls das Wohl des Kindes mit im Fokus hat und wie unser Verband an einem besseren Fachkräfte-Kind Schlüssel interessiert ist und diesen als sehr wichtig erachten.

Neben den besseren Rahmenbedingungen und Arbeitsbedingungen für pädagogische Fachkräfte bleibt das Wohl des Kindes bei all den Diskussionen die aktuell herrschen oftmals unbeachtet. Dabei geht es um unsere Kinder und deren Bildung Um deren Zukunft und deren Wohlergehen! Das MUSS an oberster Stelle stehen.

Pressemitteilung zum Erprobungsparagrafen (07.09.2023)

In den Sommerferien wurde der Erprobungsparagraph weiter „verfeinert“ und die Allgemeinheit über die anstehenden Änderungen in Kenntnis gesetzt.
Als Berufsverband können wir den Gesetzesentwurf und die angestrebten Veränderungen nicht gut heißen und nehmen hierzu erneut Stellung.
Im neuen KiTa-Gesetz soll der sogenannte „Erprobungsparagraf“ etabliert werden. Diesem Paragrafen sehen wir vom Verband der Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg mit großer Sorge entgegen. Ziel dieser Erneuerung soll ein weiterer, aber rechtssicherer Rahmen unter Beteiligung der Akteure vor Ort sein, damit neue Konzepte entwickelt und erprobt werden können. Somit werden willkürlich Kitas zu Erprobungsstätten minderer Bildungsqualität. In der letzten Pressemitteilung vom 5.07.2023 zur Kita-Öffnungsklausel haben wir zum wiederholten Mal unsere Bedenken kundgetan. Nun äußern wir uns erneut zu den Neuerungen, da mittlerweile der Bürgerbeteiligungsprozess des Beteiligungsportals Baden-Württembergs läuft. „Wir befürchten, dass die aktuell angespannte Lage dazu führt, dass Kommunen und Träger reine Betreuungslösungen suchen werden. Somit wird die Bildungsarbeit und Entwicklungsbegleitung noch mehr auf der Strecke bleiben“, äußert sich Anja Braekow vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg zu den Plänen der Landesregierung das KiTa-Gesetz zu öffnen bzw. flexibilisieren. „Als Gesellschaft müssen wir uns fragen in welche Richtung es gehen soll? Sollen Kitas den Grundstein der institutionellen Bildung legen? Sollen die Kinder dort individuell gefördert und gestärkt werden? Oder sollen Kitas reine Aufbewahrungsstätten sein?“ stellt Braekow infrage. Nur gute Rahmenbedingungen ermöglichen eine gute Bildungsarbeit mit individueller Begleitung. Es ist wissenschaftlich belegt, dass es hierfür gut ausgebildete und genügend personelle Ressourcen benötigt und die Bildungsbiografie der Kinder nachhaltig positiv beeinflusst werden kann, die nordischen Länder leben es uns vor. Ebenfalls nachvollziehbar für jeden ist, dass fehlende oder mangelhafte frühkindliche Bildungsbegleitung die Zahl der Schulabbrecher erhöht. „Es muss ein Umdenken auf politischer und gesellschaftlicher Ebene geben. Jede Investition in frühkindliche Bildung ist eine gute Investition und wird sich vielfach auszahlen. Kinder sind unsere Zukunft. Was wir hier nicht erfolgreich umsetzen, wird die Gesellschaft immer wieder einholen“, führt Braekow aus. „Wir brauchen ausreichend fachlich gutes Personal, das eine moderne an der Lebenswelt der Kinder orientierte Ausbildung hat und keine Kräfte, die einen kurzen Crashkurs hatten, um dann auf die Kinder aufzupassen. Aktuell kämpfen wir mit dem Fachkräftemangel in Kitas. Auf der anderen Seite gibt es allgemein eine hohe Arbeitslosigkeit. Hier könnten wir uns vorstellen, dass aktuelle Arbeitssuchende bei persönlicher Eignung in Kitas zusätzlich eingesetzt werden könnten. In allen Kitas könnte das pädagogische Personal so zum Beispiel durch Hauswirtschaftskräfte entlastet werden, damit sie wieder mehr Zeit für die Arbeit am Kind haben. Es ist auch möglich, je nach Unterstützungsbedarf zusätzliches Personal zur Begleitung einzelner Kinder mit höherem Förderbedarf anzulernen und somit die Gruppensituation zu entlasten. Aktuell werden viele solcher Lösungen aus finanziellen und bürokratischen Gründen blockiert. Hier möchten wir, dass Lösungsansätze gesucht werden, statt Standards zu senken und die Rahmenbedingungen zusätzlich zu erschweren“, äußert sich Anja Braekow weiter.
„Momentan läuft auf der Homepage des Beteiligungsportals Baden-Württemberg eine Online-Kommentierung des Gesetzentwurfs. Jede*r Bürger*in kann dieses Portal nutzen und wir hoffen, dass sich viele im Sinne der Kinder beteiligen. Denn leider ist es den Kita-Kindern selbst nicht möglich, weshalb wir diese Entscheidungen noch sorgfältiger treffen müssen, denn sie betreffen die Zukunft unseres Landes“, bezieht Braekow Stellung zur bis 14. September laufenden Kommentierungsphase.
Wir verstehen den Wunsch der Eltern, der Träger, des Landes und der Wirtschaft Verlässlichkeit anzubieten, auch die pädagogischen Fachkräfte möchten dies wieder leisten können. Dennoch ist aber der hier eingeschlagene einfache Weg der falsche. Diese kurzfristigen Lösungen bringen noch mehr Stolpersteine. Pädagogische Konzepte können nicht umgesetzt werden, der Kinderschutz wird mit Füßen getreten und Kinderrechte verletzt. Mit der Einführung des Erprobungsparagrafen verlieren wir die die aktuell noch vorhandene Qualität der Kitas. Es wird der Willkür und Quantität Tür und Tor geöffnet.

Stellungnahme zur Änderung der KitaVO (Nov 22)

Bereits im Vorfeld der Gesetzesänderung hatten wir die Möglichkeit eine Stellungnahme abzugeben. Wir bedanken uns beim Kultusministerium BW für diese Möglichkeit.

Hier kannst Du die Stellungnahme nachlesen:

Stellungnahme KitaVO Nov22_EF

Wir freuen uns über Rückmeldungen, Austausch oder Presseanfragen.

Die Zeit nicht mehr von einer Katastrophe in die nächste zu schlittern muss nun zu Ende gehen.

Positionspapier: „Fachkräftemangel: Neue Wege und Maßnahmen“ (22.07.2022)

Vor ein paar Tagen wurde uns dieses Positionspapier zugesendet, vielen Dank dafür. Wir haben uns hingesetzt und unsere Fragen und Gedanken dazu aufgeschrieben. Diesen Brief haben wir heute an die mitarbeitenden Verbände versendet.

Wir freuen uns, wenn wir bei solchen Ausarbeitungen dabei mitwirken können. Als Berufsverband vertreten wir alle pädagogische Fachkräfte und wir haben auf jeden Fall Mitglieder in den Regionen.

Positionspapier: „Fachkräftemangel: Neue Wege und Maßnahmen“

Positionspapier: Umgang mit dem Fachkräftemangel

Hier unsere Antwort:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Seit unserer Gründung im Januar 2021 sind wir ein stetig wachsender und aktiver Verband.

Gemeinsam mit Eltern, Trägern und Interessierten machen wir uns auf den Weg um die Bedingungen in den Kitas in Baden-Württemberg bedeutend zu verbessern. Wir wollen, dass Kitas zu einem Ort werden, an dem Kinder, Eltern und Pädagogen gemeinsam wachsen, leben und sich weiterentwickeln können – denn „wir stehen für Veränderung!“.

Wir verfolgen kontinuierlich unsere Ziele:

  1. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen
  2. Die Anpassung an einen zeitgemäßen Personalschlüssel
  3. Eine einheitliche und praxisnahe Ausbildung
  4. Die verpflichtende Zusammenarbeit zwischen Träger, Leitung, Team und
    Eltern.

Das von Ihnen entwickelte Positionspapier “Fachkräftemangel: Neue Wege und Maßnahmen” hat uns erreicht und in vielen Punkten stimmen wir mit Ihnen überein. Zu einigen Punkten wollen wir hier Stellung beziehen.

  1. Dimension des Fachkräftemangels

“Der Mangel an Fachkräften hat vielfältige Ursachen und hat sich über Jahre aufgebaut. Die Corona- Pandemie hat die Lage verschärft, weshalb die Situation der Kita-Träger aktuell schwieriger denn je ist. Politik, Eltern und Kita-Trägern muss klar sein: Es handelt sich hierbei nicht nur um eine temporäre, sondern um eine sicher über Jahre hinweg bestehende Problematik, die nicht nur die großen Städte trifft. Es gilt sich dies einzugestehen – auch von Seiten der Politik.

Die Diskrepanz zwischen fehlendem Personal einerseits und der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita- und bald auch einen Ganztagesschulplatz andererseits, muss offen kommuniziert werden. Dazu gehört auch, gemeinsam zu überlegen, was verändert werden kann oder muss – Personalschlüssel, Fachkraftdefinition, Öffnungszeiten oder Rechtsanspruch?”

  • In diesem Punkt gehen wir mit Ihnen konform und sehen hier die Politik und die freie Wirtschaft in der Verantwortung. Familien brauchen gewisse Flexibilitäten um Familie und Beruf gut miteinander zu vereinbaren. Hier braucht es generell eine familienfreundliche Arbeitspolitik. Die Arbeitgeber sind angehalten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als selbstverständlich anzusehen und zu ermöglichen. Dies wiederum kann zur Folge haben, dass sich Eltern vermehrt dafür entscheiden, die Betreuung ihres Kindes selbst zu übernehmen, familiär zu regeln oder an Tageseltern zu übergeben. Kinder unter drei Jahren könnten dann im familiären Rahmen betreut werden, was für die kindliche Entwicklung und die Bindung von Mutter und Kind von großer Bedeutung ist.

Weitere Herausforderungen

“Die Situation wird sich durch den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung im Grundschulbereich ab 2026 dramatisch verschärfen.”

  • Schon jetzt stehen wir vor der Herausforderung, dass viele Absolventen nach der Ausbildung nicht in die Kitas gehen, weil für sie die Arbeits- und Rahmenbedingungen nicht mit dem gesellschaftlichen und eigenen Anspruch übereinstimmen. Dies sorgt dafür, dass gut ausgebildete Fachkräfte diesem Arbeitsbereich sofort oder zeitnah den Rücken kehren. Wenn nun die Grundschulbetreuung, die mit mehr Urlaubszeiten und kürzeren Arbeitszeiten lockt, wird sich die Situation in den Kitas zusätzlich verschärfen.

“Zum quantitativen Mangel an Personal kommt der Mangel an qualifiziertem Personal. Eine Auswahl ist nicht mehr möglich. Die einzige Chance, die den Trägern bleibt, ist die intensive Weiterbildung der Mitarbeiter*innen. Coaching und Weiterbildung sollen dazu führen, dass die Mitarbeiter*innen auch in schwierigen Zeiten mit Erfahrung und Engagement souverän ihre Arbeit verfolgen und dem durch ständigen Personalmangel bedingten Herausforderungen optimistisch trotzen. Die Mittel für Weiterbildung und Fachberatung müssen stark erhöht werden und für alle zur Verfügung stehen.”

  • Unserer Meinung nach sollten Fachberatungen eine pädagogische Grundausbildung haben. So haben sie ein gewisses Hintergrundwissen um nachvollziehen zu können wo die Problematiken liegen.
  • Coaching und Weiterbildungen im Team halten wir für unabdingbar. Hier muss jeder Träger investieren, da er seinem Team gegenüber die Fürsorgepflicht hat. Die aktuellen Teams und pädagogischen Fachkräfte müssen gestärkt und gehalten werden. Die Ressource Team muss jetzt in den Fokus rücken!

“Wir müssen akzeptieren, dass pädagogische Berufe Weiterbildungsberufe sind und die entsprechenden praxisorientierten Konzepte entwickeln und umsetzen.”

  • Pädagogische Fachkräfte brauchen einen Anreiz und das Wissen, dass das was sie lernen und die Themen in denen sie sich weiterbilden auch in den Kitas umgesetzt werden kann. Der Sinn einer Weiterbildung sollte darin liegen, dass Gelerntes im Kita-Alltag eingebracht werde kann. Dies ist momentan oftmals nicht der Fall, da für die Umsetzung schlichtweg die Zeit und die Ressourcen fehlen.
  • Es müssen spezifische Stellen geschaffen werden wie zum Beispiel für Elternberatung, die auf eine fundierten Weiterbildungskonzepte beruhen und entsprechend höher entlohnt werden.
  • Oftmals können Weiterbildungen nicht wahrgenommen werden, da weder finanzielle noch Vertretungsressourcen zur Verfügung stehen. Hier liegt es an den Trägern, Anreize zu schaffen und ansprechende Weiter- und Fortbildungen für alle angestellten Fachkräfte zu ermöglichen.

 

  1. Struktur des Kita-Alltags

“Ganztägige Kitas mit Öffnungszeiten von bis zu 10 Stunden müssen den Kindern Freiräume wie z.B. zum „Streunen“ außerhalb der pädagogisch geplanten und beobachteten Situationen anbieten und ermöglichen. Die Anzahl und Qualifikation der zur Verfügung stehenden Mitarbeitenden wird sich dabei in den Kitas situationsbedingt unterscheiden. Deshalb können keine starren “Randzeitenkonzepte” erstellt werden.”

  • Das Freispiel wird im Kitaaltag ganz großgeschrieben. Die Kinder haben ausreichend Zeit um zu “streunen”. Die Freispielzeit ist die Zeit im Alltag in der die Kinder Zeit für sich haben. Sie werden zum freien, selbständigen und selbsttätigen Handeln befähigt. Dies geschieht in der Regel ohne Einmischung der pädagogischen Fachkräfte. Der Aufgabe ist es in dieser Zeit, sich bewusst zurück zu halten um die Kinder ihre eigenen Erfahrungen im eigenen Tempo machen zu lassen. Auch ein Freispiel wird im Hintergrund begleitet.

“Die Tagesstruktur muss, auf der Grundlage transparenter und einheitlicher Rahmenfaktoren, mehr in die Trägerverantwortung gegeben werden.”

  • Ergänzend hierzu merken wir an, dass dies in Zusammenarbeit mit dem Team, Leitung und dem Träger vor Ort, passend auf die jeweilige Einrichtung, stattfinden muss. Ausschlaggebend ist, hier die Situation der Einrichtung und nicht die dann möglichen Vorgaben durch die jeweilige Kommune.
  1. Realistisches Bild von den Arbeitsbedingungen zeichnen
  • Bisher wurde leider ein unrealistisches Bild von der Arbeit in den Kitas in den Köpfen der Gesellschaft verankert. Dies geschah durch falsche Zahlen die von der Politik und der Presse veröffentlicht wurden und durch einen hochgehaltenen Personalschlüssel der nicht die Realität widerspiegelt.

“Das Bild der Arbeit in der Kita muss sich also wieder mehr an den Tatsachen orientieren. Dazu gehört, dass derzeit ein Großteil der Arbeit darin liegt, auch große Gruppe von Kindern zu begleiten, Verwaltungsaufgaben verlässlich durchzuführen, junge und noch unerfahrene Kolleg*innen zu unterstützen, fordernde Eltern professionell zu betreuen sowie zu wissen, wann ein einzelnes Kind eine besondere Unterstützung oder eine kleine Gruppe eine individuelle Ansprache benötigt. Die Tätigkeit von Pädagog*innen bietet gleichzeitig Raum für Eigenständigkeit, für das Einbringen eigener Interessen sowie von Empathie und Begeisterung. Das frühe Aufzeigen aller Perspektiven würde zu einer realistischeren Sicht auf den Beruf führen.”

  • Dem stimmen wir uneingeschränkt zu. Um das alles auch gut umzusetzen benötigen wir ganz dringend Entlastung durch mehr pädagogische Fachkräfte, qualifizierte Zusatzkräfte und Zeit für und mit den Kindern. Hierfür ist es notwendig, den Bildungsauftrag in den Fokus der pädagogischen Arbeit zu rücken und zusätzliche Aufgaben wie z.B. im hauswirtschaftlichen Bereich oder in der Grünpflege abzugeben.
  1. Lösungsansätze: Flexibilität sowie Einsatz von Spezialist*innen und Zusatzkräften

“Die wichtigste Aufgabe ist und bleibt die Ausbildung. Um genügend Fachkräfte auszubilden, müssen weitere Möglichkeiten eröffnet werden, wie eine Vergütung der Auszubildenen in der klassischen Ausbildung analog der PiA-Ausbildung. Zudem wäre eine Auffächerung des Ausbildungsangebotes sinnvoll.”

  • Es wäre wichtig, dass die Ausbildung zeitgemäß überarbeitet wird und die Ausbilder*innen in den Kitas finanzielle sowie zeitliche Kapazitäten zu Verfügung gestellt bekommen.
  • Wenn es zu einer Aufweichung des Fachkräfteschlüssels kommt, haben wir die Befürchtung, dass der Anteil der ausgebildeten pädagogischen Fachkräfte immer kleiner wird und am Ende nur noch eine Betreuung bzw. Verwahrung der Kinder stattfinden kann. Der Ansatz von qualifizierten Zusatzkräften ist an sich nicht verkehrt, man muss aber eine gute und ausgewogene Balance zwischen Zusatz- und pädagogischen Fachkräften einhalten.
  • Wir erhoffen uns, dass mit dem ab September 2023 geltenden Direkteinstiegs-Programm viele qualifizierte Kräfte gewonnen werden können und sich die personelle Situation sowohl für die Kitas als auch für die kommende Ganztagsschulbetreuung sichtlich entspannt.
  1. Wissensmanagement und Lernen in der Praxis

“Ein wichtiges Element für eine gute Qualität ist auch die Personalbindung. Wir beobachten, dass Mitarbeitende aus dem Berufsfeld wechseln, da sie zu wenig Unterstützung für die täglichen Anforderungen erhalten. (Fach)Beratungs- und Anleitungsbedarf gibt es bei der Analyse von Spielsituationen, bei Kindern mit herausforderndem Verhalten, bei Inklusionsleistungen und bei vielem mehr.”

  • Eine Fachkraft deren Fähigkeiten gesehen, gefördert und weiterentwickelt werden, bringt diese Qualität in der Kita ein. Diese Fachkraft gibt ihr Wissen an andere Kräfte weiter und somit profitiert das gesamte Team. In den Kitas unseres Landes Baden-Württemberg ruht so viel Potential das nur auf Entdeckung und Entwicklung wartet. Hierfür braucht es Raum zur Entwicklung und Entfaltung der jeweiligen Kenntnisse aller Fachkräfte, was wiederum nur mit guten Arbeits- und Rahmenbedingungen gegeben ist.
  1. Flexibilisierung der Bezahlung, Akademiker*innen und Verwaltungskräfte

“Wenn es eine finanzielle Entlohnung für Zusatzqualifikationen, Zusatzaufgaben und besonders hohe Leistungsbereitschaft gäbe, entstünden zusätzliche Anreize und Entwicklungsperspektiven für Fachkräfte.”

  • Dazu gibt es aus unserer Sicht keine Ergänzungen. In unseren Augen muss dieser Punkt dringendst angegangen werden. In den meisten Berufsfeldern werden Zusatzqualifikationen sowie Zusatzaufgaben finanziell entlohnt. Hierdurch würden weitere Anreize geschaffen, sich diesem Berufsfeld zuzuwenden oder diesem erhalten zu bleiben.
  • Jede pädagogische Fachkraft mit Zusatzqualifikationen sollte auch finanziell davon profitieren können und hat das Recht höher eingruppiert zu werden. Es ist anzudenken, ob Zwischenstufen geschaffen werden können, zwischen dem Gehalt im Gruppendienst und dem mit Leitungsaufgaben.
  1. Zusammenfassung und Forderung

Zu folgenden Punkten haben wir noch Anmerkungen:

“Qualitativ hochwertige Arbeit muss auch in den jetzigen Gruppengrößen gelingen.”

  • Wünschenswert wäre es, wenn die Gruppengröße kleiner und das Personal qualitativ hochwertig ausgebildet ist. Darüber sind wir uns sicher alle einig. Die aktuellen Gruppengrößen überschreiten die wissenschaftlichen Empfehlungen erheblich.

“Pädagogische Fachkräfte müssen als Kerngruppe die Qualität in den Kitas sichern.”

  • Hier stellt sich die Frage was unter der “Kerngruppe” verstanden wird?

“Eine trägerübergreifende Praxis-Akademie in Stuttgart soll etabliert werden.
Qualifizierungsangebote müssen verstärkt dort angeboten werden.”

  • Eine solche Akademie sollte auch in anderen Kommunen und Landkreisen etabliert werden.

“Einsatz und Beurteilung der Qualifikation von Mitarbeiter*innen weitgehend in die Trägerverantwortung geben. Das heißt: Die Gestaltung der Teams wird durch den Träger (wie in anderen europäischen Ländern) gesteuert, bei einer Mindestanforderung von 70% Fachkräften.”

  • Hier sehen wir die Gefahr, dass nur auf den Ausbildungsabschluss und nicht auf die menschliche Zusammensetzung des Teams geachtet wird. Unserer Ansicht nach benötigt es mindestens 90% des Stellenschlüssels als pädagogische Fachkräfte in den pädagogisch arbeitenden Teams.

“Flexible Randzeitenkonzepte (über den Tag verteilt) unter Beteiligung von Kooperationen mit Sport- und Musikvereinen sowie Eltern, mit öffentlicher Förderung und Verankerung in den pädagogischen Konzepten.”

  • Eine Kooperation mit Eltern als Aufsichtsperson ist in unseren Augen nicht geeignet. Eine gute Erziehungspartnerschaft mit den Eltern ist uns zu wichtig, als dass wir sie durch die Randzeitenbetreuung gefährden möchten.

Wir bedanken uns bei Ihnen herzlich für die Arbeit und die Zeit die Sie in die Erstellung dieses Positionspapier gesteckt haben.   

Als Verband würden uns freuen mit Ihnen gemeinsam den Weg der Veränderung zu gehen und stehen Ihnen für eine Zusammenarbeit gerne zur Verfügung. 

 

Mit freundlichen Grüßen

Anja Braekow                                    Angela Becker                                     Anja Halder

Erste Vorsitzende                              Zweite Vorsitzende                             Dritte Vorsitzende

 

 

Monatsbericht Mai 2022

Immer am Ende des Monats versenden wir einen Monatsbericht an unsere Mitglieder.

Hier kannst Du unsere Aktionen, Fortschritte, Termin und Kontakte mitverfolgen.

Wir stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung und freuen uns über Kommentare.

Wenn Dich unsere Arbeit neugierig gemacht hat oder Du uns unterstützen möchtest, als stillen oder auch als aktives Mitglied, dann melde Dich an uns sei Teil der Veränderung.

 

Wir treffen uns mit den Trägern und -verbänden (01.06.2022)

Am Mittwoch, den 1. Juni haben wir von Verbandsseite Trägervertretungen zum Onlineaustausch eingeladen.

Ziel des Treffens war es, mit großen und kleinen TrägervertreterInnen ins Gespräch zu kommen und zu signalisieren, dass wir uns ein Miteinander wünschen. Wir haben uns gefreut, dass so viele TrägervertreterInnen unserer Einladung gefolgt sind. Unsere Vorsitzende Anja Braekow hat alle Gäste herzlich willkommen geheißen und unsere Verbandsarbeit vorgestellt. Neben der Vorsitzenden wurde der Verband von allen Vorstandsvorsitzenden und drei weiteren Verbandsmitgliedern repräsentiert. Nach einer gegenseitigen Vorstellungsrunde stiegen wir thematisch mit dem ersten Tagesordnungspunkt  „Multiprofessionelle Teams“ und unseren Überlegungen hierzu ein.

Die TrägervertreterInnen wurden anschließend zum thematischen Austausch eingeladen. Die Beteiligung an der Austauschrunde war so groß, dass gemeinschaftlich entschieden wurde, den Gedanken und Sichtweisen der Teilnehmenden den Vorrang in der geplanten Tagesordnung zu geben. Unser zweiter TOP „Zusatzkräfte“ wurde im Anschluss vorgestellt. Da die Zeit schon vorangeschritten war, und es hier einige Parallelen zum ersten Punkt gab, fielen die Wortmeldungen hier kürzer aus.

Zum Schluss haben die TrägervertreterInnen sich für den bereichernden Austausch bedankt, unsere Haltung und die Gesprächsatmosphäre positiv hervorgehoben. Auch wir haben die Atmosphäre während der Veranstaltung insgesamt als sehr wertschätzend und gleichwertig erlebt.  Bereits im Juli wird es eine Fortsetzung dieses Austauschs zum Thema „Mitarbeitende binden und Mitarbeitende finden“ geben.

Monatsbericht vom März 2022

Jeder Monat ist geprägt von Erlebnissen, Begegnungen und Arbeit. Diese machen wir gerne, wir merken immer mehr, dass es sich lohnt.

Veränderungen kommen ins Rollen, langsam aber stetig werden wir wahr genommen und gehört.

Sei auch Du dabei bei dieser immer größer und lauter werdenden Bewegung.

Hier ist unser Monatsbericht zum runterladen.

Monatsbericht Verband März 2022

Und hier ist unser Monatsbericht zum Anschauen:

Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit und natürlich auch über Rückmeldungen.

Monatsbeitrag Februar 2022 (05.03.2022)

Im Februar haben wir vieles erreicht und unsere Kontakte ausgeweitet.

Wir werden jeden Monat mehr, der Februar hat uns einige neue Mitglieder gebracht. Komm zu uns, egal ob aktiv oder passiv. Wir wollen wachsen und wir wollen größer werden.

Hier findest Du den Monatsbeitrag zum Runterladen:

_Monatsbericht Verband Februar 2022