Stellungnahme zum Maßnahmenpaket zum neuen Kitajahr (30.07.2022)

Stellungnahme zum Schreiben aus dem Kultusministerium vom 28.07.2022

Pünktlich zum Sommerferienbeginn erreichte die Kindertagesstätten in Baden-Württemberg am 28.07.2022 das neue Maßnahmenpaket des Kultusministeriums zum Kitajahr 2022/2023. Als Verband Kita-Fachkräfte haben wir das Maßnahmenpaket mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen, da es für uns bei der Umsetzung dieses Pakets einige Ungereimtheiten gibt. Als Berufsverband hätten wir gerne unsere Praxisexpertise in den Prozess mit eingebracht, um den Fokus stärker auf die pädagogische Arbeit und die Kinder zu legen.

Die neue Angebotsform der Kitaeinstiegsgruppe sehen wir mit großer Skepsis, da in kürzester Zeit sowohl Räumlichkeiten, die anderweitig gebraucht werden, als auch Personal, das es momentan nicht gibt, gefunden werden muss. Wenn Räumlichkeiten, wie vorgeschlagen, von Kitas genutzt werden sollen, so fehlen diese im aktuellen Kita-Betrieb. Dies führt wiederum durch die Hintertür dazu, dass Kitas ihre räumliche Belegungsgrenzen überschreiten.

Für die Betreuung dieser Gruppe wird eine pädagogische Fachkraft und eine im Umgang mit Kindern geeignete Kraft als Mindeststandard angegeben. Für uns stellt sich hier die große Frage, welche Qualifizierung eine solche Kraft haben soll. Genügt hier das Vorweisen eines Führungszeugnisses? Benötigt diese Kraft eine Zertifizierung, die sie zum Umgang mit Kindern berechtigt?

Wir weisen erneut auf unsere Stellungnahme vom 20.03.2022 zur Betreuung ukrainischer Flüchtlingskinder hin. Hier war unser Vorschlag, betreute Spielgruppen und Eltern-Kind-Gruppen etwa in Räumen von Kirchengemeinden, Kommunen oder Kitas, deren Räume beispielsweise nachmittags frei sind, anzubieten, die auch durch ehrenamtliche oder projektbezogene Begleitung betreut werden könnten und die das Ankommen für geflüchtete Familien in Deutschland erleichtern könnten.

Was nicht mehr erwähnt werden muss, ist die zunehmend prekäre Lage in den Kitas. Wir sind dankbar, dass Land und Kultusministerium sich des Themas annehmen. Mit dem Direkteinsteigerprogramm zur Gewinnung von neuem Personal wird ein Versuch gestartet, dem Fachkräftemangel etwas entgegen zu setzen. Wir haben mit Interesse das Eckpunktepapier gelesen und vertrauen auf eine qualitätsvolle inhaltliche Ausarbeitung des pädagogischen Lehrstoffes durch das Kultusministerium und die Fachschulen. Wir unterstützen die Vorlaufzeit, da ab September 2026 für die Ganztagsschulbetreuung noch einmal zusätzliches Personal benötigt wird. Fraglich für uns ist jedoch, ob Personen, die in der Kitaeinstiegsgruppe arbeiten, sich für einen Direkteinstieg entscheiden werden oder ob sie sich aufgrund der Rahmenbedingungen in den Kita-Einstiegsgruppen eher gegen den Beruf entscheiden.

Als Erfolg nicht zuletzt unserer Verbandsarbeit sehen wir die Beendigung der coronabedingten Ausnahmeregelungen an. Wir weisen darauf hin, dass es sinnvoll wäre, die Übergangsregelung, während derer nicht-pädagogische Kräfte bis zu 20% auf den pädagogischen Fachkräfteschlüssel angerechnet werden dürfen, zeitlich zu befristen. An dieser Stelle wäre es ein wichtiges Signal an die pädagogischen Fachkräfte und Träger, einen fixen Zeitpunkt zur Aufhebung dieser Maßnahmen zu nennen. Außerdem erhoffen wir uns, dass die aktuell bereits eingesetzten geeigneten Personen zeitnah die nun geschaffene Möglichkeit des Direkteinsteigerprogramms nutzen werden.

Wir legen nahe, dass die Träger bei der Umsetzung vor Ort überlegt und im Sinne von qualitativ hochwertigen Rahmenbedingungen für frühkindliche Bildung ihre Entscheidungen treffen und bitten Träger sowie Kommunen darum, die Expertise pädagogischer Fachkräfte in den weiteren Diskurs mit einzubeziehen.

Hier ist das Schreiben aus dem Kultusministerium:

2022 07 28 Anlage1 StS-Schreiben_Maßnahmenpaket Kindergartenjahr 2022-2023

https://km-bw.de/,Lde/startseite/service/2022-07-28+Regelungen+zum+naechsten+Kindergartenjahr?fbclid=IwAR0-BxqmU0SYqu6NApHpuS3HWm9nbdq2e8GticcWFcxCmtS6T6BFH5ectug

 

 

 

 

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