Pressemitteilung, 15.02.2024:
Wir verstehen die Intention von Kultusministerin Schopper, dass keine Kinder mehr eingeschult werden sollen, die nicht schulreif sind.
Bei den nun öffentlich gewordenen Plänen des Kultusministeriums sehen wir als Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg jedoch noch Nachbesserungsbedarf. “Zur Schulfähigkeit gehört mehr als nur Deutschkenntnisse” äußert sich Anna-Lena Johnsen vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg.
Die Einführung eines Förderpakets zum Auffangen der Sprachprobleme wird nicht ausreichend sein, um die Mindeststandards in den Fächern Mathematik und Deutsch zu erreichen. Die Schulreife eines Kindes hängt nicht nur von seinem Sprachniveau ab. Kognitive Reife sowie die soziale und emotionale Entwicklung sind hierbei genauso zu berücksichtigen, um dem Kind eine erfolgreiche Schullaufbahn zu ermöglichen.
“Wir begrüßen verbindliche Sprachförderangebote für alle Kinder, welche diese benötigen, unabhängig ihrer Muttersprache, denn auch deutschsprachig aufwachsende Kinder haben oftmals Sprachdefizite” führt Johnsen aus. “Einige Kinder bekommen keine dringend benötigte Einzelförderung zum Beispiel in Form von Logopädie, weil schlichtweg die Therapieplätze fehlen. Bei manchen ist aber auch den Eltern und Kinderärzten die Dringlichkeit nicht bewusst und eine eigentlich notwendige Logopädie wird nicht beansprucht ” erläutert Johnsen. Somit wird eine intensivierte Förderung oft zu spät angefangen.
Förderprogramme wie das nun angedachte Projekt zur Schulreife, drohen oftmals an der nicht umsetzbaren Durchführung zu scheitern. Wer soll bei tausenden fehlenden Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen dieses Programm qualitativ gut umsetzen? “Diese Maßnahme ist in unseren Augen noch unausgegoren. Es wird eine Symptombehandlung angestrebt und keine Ursachenbehebung.
Die Ursachen liegen zum Beispiel in den zu großen Kitagruppen und Schulklassen. Hinzu kommt ein massiver Personalmangel in beiden Bereichen. Es fehlen schlichtweg die Kapazitäten, um ein solches Programm umzusetzen” äußert sich Anna-Lena Johnsen. “Wir brauchen Bedingungen in den Kitas, die ein individuelles Begleiten und Lernen ermöglichen. Hierfür braucht es personelle und zeitliches Ressourcen die aktuell leider fehlen. Nun ein neues Programm zu starten kann dazu führen, dass die in der frühkindlichen Bildung so dringen benötigten personellen Kapazitäten in das Projekt Schulreife verlagert werden, statt im Kita-Alltag zu unterstützen” befürchtet Johnsen vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg.