Schon jetzt ist das System Kita massiv überlastet und statt die Überbelegung der Gruppen zurückzufahren, werden die Maßnahmen bis Ende des Kitajahrs 2025 verlängert. Die getroffenen Maßnahmen dienen nur im ersten Schritt einer Ausweitung des Platzangebots, welches vor Jahren hätte durch die Kommunen geschaffen werden müssen. Im zweiten Schritt werden diese Regelungen aber zu einer weiteren Fachkräftefluktuation führen und die Kitas zum Kollabieren bringen. „Wir sind entsetzt, dass die Notlösungen nun über Jahre verstetigt werden sollen und sehen diese Entscheidung, die sich völlig jeglicher Logik und Empfehlungen entzieht, sehr kritisch“ stellt Anja Halder, Vorstandsmitglied vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg, fest.
„Wir brauchen jetzt langfristige und nachhaltige Lösungen. Es ist nicht zielführend auf eine große offene Fleischwunde ein weiteres kleines Pflaster zu kleben“, merkt Anja Braekow, ebenfalls Vorstandsmitglied, an. „Wir rufen erneut dazu auf, einen Bildungsgipfel mit allen Entscheidern und Betroffenen durchzuführen. Die AG Frühkindliche Bildung am Kultusministerium ist zwar mit Vertretern der Träger besetzt, aber leider haben wir Fachkräfte bisher keine Einladung zur Mitarbeit erhalten“ weist Braekow hin.
„Die Verlängerung der Maßnahmen zeigt die Wertigkeit der frühkindlichen Bildung in unserem Bundesland. Es ist erschreckend zu sehen, wie unwichtig die Bildung unserer Kinder ist,“ stellt Anja Halder fest. „Die Gesellschaft und die Wirtschaft müssen einbezogen werden, schließlich sind die Arbeitnehmer von Morgen aktuell bei uns in den Kitas“ führt Halder weiter aus.
Fachkräfte brauchen mehr als nur einen Blumenstrauß oder Hände schütteln am Tag der Kinderbetreuung. Sie brauchen eine Aussicht auf Verbesserung der Rahmenbedingungen und das umgehend. Es braucht Lösungen, die nicht von kommunalen Budgets abhängig sind. „Seit Jahrzehnten beobachten wir, dass sich die Bedingungen in Kitas verschlechtert haben und kaum mehr frühkindliche Bildung möglich ist. Die Kommunen standen hierbei immer in der Pflicht, Kitaplätze zu schaffen und Arbeitsplätze für pädagogisches Personal attraktiv zu gestalten“ äußert sich Braekow zu der Lage. „Wir als Berufsverband sind strikt gegen diese Aufweichungen, denn die mehrfach verlängerte Ausnahme von Heute ist der neue Standard von Morgen“ schließt Braekow ab.