Pressemitteilung der Verbände zum Vorschlag der FDP Fraktion im Bundestag (06.07.2023)

Sehr geehrte Damen und Herren der FDP-Bundestagsfraktion,
laut der aktuellen Berichterstattung vieler Medien (z.B. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/fdp-vorschlag-kinder-erzieherinnen-deutschkenntnisse-100.html) macht Ihre Fraktion den Vorschlag, in unseren Kitas auch Erzieher*innen einzustellen, die kein gutes deutsches Sprachniveau haben.

Die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer lehnen diese Idee ab und fordern eine Stärkung der frühkindlichen Bildung, anstatt den Schwerpunkt der Kitas immer weiter in Richtung Betreuung und Verwahrung zu verschieben.
Die FDP betont in Ihrem Parteiprogramm wie wichtig ihr die frühkindliche Bildung ist und sagt: „Unsere Kinder lernen nie wieder so einfach, mühelos und gerne wie vor dem 6. Lebensjahr. Rückstände lassen sich danach auch kaum noch aufholen. Die frühkindliche Bildung legt den Grundstein für einen erfolgreichen späteren Bildungs-, Berufs- und Lebensweg. Deshalb wollen wir sie stärken, damit jedes Kind die gleichen Chancen hat. Wir Freie Demokraten fordern: „Kindertageseinrichtungen müssen gestärkt und als erste Stufe der Bildungskette verankert werden.“ Und weiter „Wir Freie Demokraten wollen die Qualität der frühkindlichen Bildung stärken. Dafür müssen sich Bund und Länder auf ambitionierte gemeinsame Standards für Betreuungsschlüssel und frühkindliche Bildungsinhalte verständigen.“

Wenn Sie nun fordern, dass Menschen ohne gute Deutschkenntnisse in unseren Kitas arbeiten sollen, schieben Sie das Thema pädagogische Qualität zur Seite und stellen den Aspekt der Betreuung bzw. Verwahrung über Bildung und Förderung. Hauptsache, die Kinder sind unter und für möglichst viele Stunden am Tag betreut. Wenn für Sie eine Betreuung um jeden Preis am wichtigsten ist, steht dem Einsatz von Fachkräften mit mangelnden Sprachkenntnissen wenig entgegen.
Stehen Sie allerdings zu dem, was Sie in ihrem Parteiprogramm verankert haben und nehmen Ihre eigenen Statements ernst, müssen qualitative Einschränkungen der
pädagogischen Arbeit unbedingt vermieden werden. Wissenschaft und Fachpraxis sind sich seit Jahren einig, dass die personellen und räumlichen Rahmenbedingungen nicht kindgerecht sind und gute frühkindliche Bildung und Förderung nur eingeschränkt im Kita-Alltag geleistet werden können.
Kostenlose Intensivsprachkurse, die potenziellen Kita-Fachkräfte ermöglichten, in relativ kurzer Zeit das erforderliche Sprachniveau zu erwerben, wären die wesentlich sinnvollere Maßnahme. Der Vorschlag, ausländische Abschlüsse anzuerkennen, wenn die Fachkräfte gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift nachweisen können, ist auch in unserem Sinne.
Immer mehr Bundesländer fordern, dass alle Fachkräfte in unseren Einrichtungen sich zum Thema alltagsintegrierte Sprachförderung weiterbilden und diesem Thema mehr Gewicht im pädagogischen Alltag verleihen. Die Forderung der FDP, auch Menschen mit unzureichenden Deutschkenntnissen einzusetzen, steht dem diametral entgegen. Stehen Sie bitte zu Ihren eigenen programmatischen Positionen in Bezug auf frühkindliche Bildung und der qualitativen Stärkung unserer Kitas. Nehmen Sie Abstand von Ideen, welche die pädagogischen Rahmenbedingungen in unseren Einrichtungen weiter verschlechtern.
Die Kinder von heute sind in einigen Jahren Schulabgänger. Deutschland braucht in Zukunft junge ausbildungsfähige Menschen, die nicht nur, aber vor allem auch gute
Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen. Wie Sie im FDP-Programm richtig bemerken, beginnt die Bildungskette in der Kita. Deshalb müssen Kitas
Bildungseinrichtungen und dürfen keine Verwahranstalten sein.

Mit freundlichen Grüßen,
im Auftrag der Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland

 

Brief FDP Juli 23

 

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