Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim – Kitaplatz (06.12.2022)

Nach einer Klage eines Elternpaares wurde der Rechtsanspruch eines Kindes auf einen Kitaplatz sichergestellt. Nachzulesen zum Beispiel hier:

4https://www.sueddeutsche.de/leben/kindergaerten-mannheim-gericht-staerkt-kita-anspruch-von-familien-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221206-99-799784

Dieser Beschluss mag rechtlich einwandfrei sein, für uns als Kitafachkräfte setzt es ein Zeichen dem wir uns entschieden entgegen stemmen. Unsere Pressemitteilung vom 11.12.2022:

„Der Dreiklang zwischen Bildung – Erziehung – Betreuung muss in baden-württembergischen Kitas endlich wieder ausgewogen werden“ äußert sich Anja Braekow 1. Vorsitzende des Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg über den Beschluss des Verwaltungsgerichts Mannheims. „Der nun durch den Verwaltungsgerichtshof gefällte Beschluss zeigt auf, in welche Richtung die Kommunen angehalten sind zu handeln und er zeigt klar auf, in welchem Rahmen die Landes- und Bundespolitik angehalten ist nachzujustieren, damit das Verhältnis zwischen Bildung – Erziehung – Betreuung nicht völlig aus dem Gleichgewicht gerät“ führt sie weiter aus. „In der aktuellen Situation sind alle gefordert: Arbeitgeber, Kommunen, Bund und Länder, um Betreuungsplätze zu schaffen und dabei die Qualität in den frühkindlichen Bildungseinrichtungen nicht aus dem Blick zu verlieren“, denn die Bildungsqualität ist es, die für Chancengleichheit sorgen wird und die Arbeitszufriedenheit der pädagogischen Fachkräfte maßgeblich beeinflusst. „Die Auswirkungen spüren wir seit geraumer Zeit: immer mehr Fachkräfte kehren den Kitas den Rücken zu oder beginnen erst gar nicht im Kita-Bereich, weil ihr Anspruch an qualitativ hochwertige Arbeit mit der Realität nicht in Einklang zu bringen ist. Diese Diskrepanz führt zu emotionalem Stress, welcher wiederum einen hohen Krankenstand beim Personal hervorruft“ führt Anja Braekow weiter aus.
„Mit diesem Beschluss steht der Rechtsanspruch über dem Kindeswohl. Gerade in der heutigen Zeit, so stellen immer mehr Experten fest, leiden kleine Kinder zusehends unter Lärm und Reizüberflutung. Eine generelle oder auch temporäre Erweiterung der Gruppenstärke in bestehenden, teils veralteten und zu kleinen Räumlichkeiten, erhöht diese Stressoren bei Kindern und pädagogischen Fachkräften und wirkt sich unmittelbar gesundheitsschädlich aus“, beschreibt sie eine der vielen Auswirkungen einer Gruppengrößenerweiterung.
Braekow fordert ein Kita-Qualitätstreffen, denn „die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung und die Qualität in den Kitas muss endlich wieder in den Fokus rücken. Nur dann kann es gelingen, Fachkräfte zu gewinnen und allen Kindern ein gutes Bildungs-Fundament mitzugeben. Hierfür braucht es aber die entsprechenden Bedingungen und über diese müssen wir mit allen Beteiligten diskutieren“.