In den Kitas des Landes arbeiten die pädagogischen Fachkräfte am Rande ihrer Belastbarkeit unter Bedingungen, die sich umgehend verbessern müssen. Die Baden-Württemberg und teils Deutschland weite Protestaktion #kitasamlimit und #esreicht findet deshalb großen Anklang. Mitten in dieser ohnehin prekären Situation zwischen Coronawahnsinn und Fachkräftemangel bei steigenden Anforderungen wird die Kita-Welt erschüttert. Der Gemeindetag plant tiefgreifende Arbeitsplatzveränderungen welche am 23.02.2022 durch die Presse gingen (siehe Anhang).
Der Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg fordern eine Umkehr des eingeschlagenen Weges weg von der Aufbewahrung der Kinder hin zu frühkindlicher Bildung und Entwicklungsbegleitung. Die Vorschläge des Gemeindetags sind spürbar finanziell motiviert und fernab jeglicher Kita-Praxis entstanden. Doch es sind Menschen, die diese Entscheidungen betreffen. Nicht nur die Fachkräfte, sondern auch Kinder und Familien werden es zu spüren bekommen. Der Fokus liegt auf der Verwahrung und Betreuung der Kinder und darunter leidet die Qualität. Hier stellt sich somit die unmittelbare Frage, welchen Wert Kinder und deren Zukunft in unserer Gesellschaft haben.
Bei den Prognosen zum Fachkräftebedarf wird dies erstmals deutlich. Die Höchstgruppengröße um zwei Plätze zu erhöhen sorgt kurzfristig für mehr Betreuungsplätze und somit zu weniger Investitionen in Neubauten und Sanierungen. Allerdings stellt sich die Situation für die Kinder dann so dar, dass pädagogische Arbeit noch weniger möglich sein wird. Eine individuelle Entwicklungsbegleitung, Bildung und Erziehung können bereits jetzt schwer umgesetzt und unter den geplanten Maßnahmen so gar nicht gewährleistet werden.
Die Unterschreitung des Personalschlüssels um bis zu 20% lehnt der Verband Kita-Fachkräfte strikt ab. Seit Juni 2020 darf dies unter dem Deckmantel der Coronapandemie bereits so umgesetzt werden. Dies führt zu einer noch höheren Belastung der arbeitenden Fachkräfte und wirkt sich signifikant auf deren Gesundheit aus.
Eine Vertretung in Kitas durch sogenannte geeignete Personen stellt sich für uns kritisch dar. Hier stellt sich die Frage, um welchen Personenkreis es sich hier handelt. Eine Vertretung durch Elternteile oder weitere ungelernte Personen kann hier nicht die Lösung sein. Um Kinder angemessen begleiten und fördern zu können benötigte es pädagogisches Wissen und Handlungsfähigkeit. Um die Folgen der Pandemie aufzufangen braucht es hier bessere Ausbildungen und nicht eine geringere oder gar nicht vorhandene.
Zusammengefasst kann mit diesen Vorschlägen niemals das Problem des Fachkräftemangel gelöst werden. Als Verband Kitafachkräfte stellen wir uns entschieden gegen diese vorgeschlagenen Maßnahmen egal ob temporär oder dauerhaft. Diese Forderungen führen zur weiteren Verschlechterung der Rahmenbedingungen und damit werden mehr pädagogische Fachkräfte verloren statt gewonnen. Dies führt allenfalls zu einer noch größeren Fluktuation in diesem bereits jetzt personell sehr schlecht aufgestellten Bereich.
Frühkindliche Bildung und deren Ausbau kostet nicht nur Zeit; das Geld ist in die Zukunft unserer Kinder investiert und das sollte wohl ein Bundesland investieren wollen und können.
Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung und Erziehung, mehr als mit diesen Forderungen können diese Kinderrechte nicht mit Füßen getreten werden. Selbst ein halbes Jahr, in denen die Bildung der Kinder noch mehr auf der Strecke bleiben wird, kann und darf so nicht umgesetzt werden.