Wir schreiben an Herrn Ministerpräsident Kretschmann (07.03.2023)

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,

der Beitrag in SWR Aktuell vom 17.02.2023 über die Zunahme der Gerichtsverfahren wegen des Rechtsanspruchs auf einen Kita Platz in Baden-Württemberg veranlasst uns dazu, Ihnen zu schreiben.
Wir als Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg weisen seit geraumer Zeit darauf hin, dass die Lage in den Kindertagesstätten im Land besorgniserregend ist. Die Diskrepanz zwischen dem gesetzlichen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr und der Realität ist groß und folge dessen in den letzten Monaten immer weiter ins Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt. Es ist gut, dass die Problematik diskutiert wird.
Mit Sorge nehmen wir jedoch Ihre Äußerung wahr, die Städte und Gemeinden dazu aufruft, zwischen Quantität und Qualität der Betreuung abzuwägen. Ein Entweder / Oder widerspricht klar dem gesetzlichen Auftrag aus VIII Sozialgesetzbuch, dem KiTAG und nicht zuletzt dem Orientierungsplan.
Die Landesregierung hat in den letzten Jahren viel dafür getan, die Qualität in den Kindertagesstätten stetig auszubauen. Die Überarbeitung und Anpassung des Orientierungsplans ist dabei ein großer Baustein. Wir begrüßen es sehr, dass Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion, Sprachförderung und die Zusammenarbeit mit den Sorgeberechtigten intensiv in den Blick genommen und Ziele hierfür im aktuell in Überarbeitung befindlichen Orientierungsplan formuliert werden sollen. Durch den akuten Kita-Platzmangel entfernt sich die aktuelle Diskussion leider immer mehr von der Qualität und der Ausbau der Kita-Plätze steht stark im Fokus. Diese Entwicklung nehmen wir mit Sorge wahr. Kitas müssen immer unter dem Aspekt der frühkindlichen Bildung gesehen werden und nicht als Aufbewahrungsstätte für Kinder, damit deren Eltern dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Unsere Kinder haben nichts anderes verdient als das Beste, dass wir ihnen geben können: gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte die Zeit haben und ihnen zugewandt sind. Dies benötigt selbstverständlich entsprechende personelle Ressourcen.
Jedoch reicht eine Werbekampagne wie die aktuelle „Mehr bekommst du nirgendwo“ und der „Pakt für gute Bildung und Betreuung“ unserer Meinung nach nicht aus. Was fehlt ist ein grundlegender Maßnahmenkatalog, der ernsthaft die Rahmenbedingungen verändert, um Lösungen zu finden, die nicht in einer Vielzahl von Maßnahmen verpuffen.
Wir wünschen uns, dass unser gesetzlicher Auftrag aus Bildung, Erziehung und Betreuung wieder zu einem Dreiklang wird, bei dem die Gewichtung gleichmäßig verteilt ist.
Im Beitrag des SWR geht es um die vermehrten Klagen von Eltern, die einen Betreuungsplatz für Ihre Kinder einfordern. Ihre Aussage, dass es Aufgabe der Kommunen sei, eine Lösung für die fehlenden Betreuungsplätze zu finden, ist in unseren Augen zu kurz gedacht. Um aus diesem Dilemma langfristig ein tragfähiges Konzept werden zu lassen, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dazu gehören neben den Kommunen auch die Landesregierung, die pädagogischen Fachkräfte aus den Kitas und Arbeitgeber.
Dabei darf der Rechtsanspruch nicht über dem Kindeswohl stehen. Quantität in der jetzigen Lage geht eng einher mit der Tatsache, dass die Umsetzung von Gewaltschutzkonzepten und die Wahrung der Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet werden können. Diese Situation spitzt sich immer weiter zu und führt zu weiteren Fluktuationen des Personals, da wir im Bereich der Kitas auf einen eh schon sehr angespannten Arbeitsmarkt treffen.
Die Not berufstätiger Eltern und der Druck der Arbeitgeber aus allen Bereichen ist groß. Fehlende Fachkräfte, die ihre Kinder zuhause betreuen müssen, sind Teil einer Spirale, die jetzt durchbrochen werden muss. Wenn die Qualität der frühkindlichen Bildung zugunsten einer Betreuung um jeden Preis an Bedeutung verliert, entsteht ein weiteres Problem. Zusätzlich zu den Familien, die keinen Kitaplatz haben kommen die Eltern, die sich mit sinkender Qualität in der frühkindlichen Bildung nicht abfinden wollen, und daher ihre Kinder lieber selber zuhause betreuen. Diese Fachkräfte fehlen dann wieder an anderer Stelle auf dem Arbeitsmarkt.
Daher muss einerseits über bessere Rahmenbedingungen gesprochen werden, andererseits aber auch über neue Arbeitszeitmodelle, familienfreundliche Unternehmenskultur, mögliche veränderte Formen der Kinderbetreuung und der Finanzierung all dieser und weiterer Maßnahmen. Entlastungsmaßnahmen für das vorhandene pädagogische Personal durch Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte, und ein Programm für notwendige Sanierungsarbeiten im Bereich Lärmschutz seien hier stellvertretend für verbesserte Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten genannt. Gerne schildern wir in einem persönlichen Gespräch die Hürden und Bedürfnisse, die unsere Mitglieder tagtäglich an uns herantragen, und die sie zu den Überlegungen führen, dem Arbeitsplatz Kita den Rücken zu kehren.
Ein schnelles Quereinsteigerprogramm oder die Vergrößerung der Gruppenstärke wird weder den Betreuungsbedarf der Eltern auffangen können, noch zu attraktiveren Arbeitsplätzen führen. Bei allen Quereinsteiger- und Nachqualifizierungsmaßnahmen muss der Fokus auf die individuelle Eignung und eine qualitativ hochwertige fachliche Schulung gelegt werden. Zudem muss geschaut werden, welche pädagogischen Fachkräfte wieder für diesen Bereich gewonnen werden können, zum Beispiel nach der Elternzeit oder einem Wechsel in andere Arbeitsbereiche.
Fachkräfte im Beruf zu halten und Neue dazu zu gewinnen kann gelingen, wenn alle Beteiligten gemeinsam Verantwortung übernehmen und tragbare Lösungen finden.
Wir müssen an den Punkt kommen, dass Kitas in den Kommunen nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden, sondern als Zukunftspotenzial. Denn wenn in Kitas qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung stattfinden kann, so wie es der Orientierungsplan vorsieht und es die pädagogischen Fachkräfte leisten können, werden Kommunen heute schon attraktiv für junge Familien die sich dort niederlassen, arbeiten, Steuern zahlen und so weiter. Auch die soziale Kluft wird geringer, es gibt weniger Schulabbrecher und dem Arbeitsmarkt von morgen stehen resiliente und lernfähige junge Menschen zur Verfügung.
Gerne möchten wir als Berufsverband mit Ihnen allen gemeinsam zu diesen wichtigen und zukunftsweisenden Themen ins Gespräch kommen und bieten Ihnen hiermit sehr gerne unsere Mitarbeit in diversen Gremien an, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ein erster Schritt wäre eine ehrliche Ist-Stand Erhebung bei der wir selbstverständlich unsere Praxisexpertise einbringen würden.
Zudem fordern wir mit unseren Schwesternverbänden aus ganz Deutschland einen „Kita-Gipfel“, der sich bundesweit damit beschäftigt, wie Lösungen aussehen könnten. Denn allen ist klar, dass weder Land noch Kommunen oder Träger die dringend notwendigen Veränderungen alleine stemmen können. Der Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung kann funktionieren, und wir sind gerne bereit, unseren fachlichen Beitrag dazu zu leisten.
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

Anja Braekow

Edit: Wir haben nur wenige Tage nach dem Brief eine Antwort erhalten. Die persönliche Referentin von Herrn Kretschmann hat sich erkundigt über uns und wusste, dass wir uns am 13.03.2023 mit Herrn Staatssekretär Schebesta treffen.

Wir schreiben …..

nachdem die Koalitionsverhandlungen zu Ende sind und alle Minister sich in ihren neuen Ämtern eingefunden haben bzw bestätigt worden sind, haben wir uns erneut an Herrn Manfred Lucha gewandt. Hier unser Schreiben vom 09.06.2021:

Sehr geehrter Herr Lucha,

als wiedergewählter Minister für Soziales und Integration wenden wir vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg uns erneut an Sie.

Sie hatten bereits Briefe von uns erhalten zu den Themen Maskenlieferung für pädagogisches Personal und zur Teststrategie von Kindern und Kita-Personal. Leider gingen unsere Briefe im Wahlkampf unter. Heute wenden wir uns an Sie mit weiteren Belangen.

Gerne würden wir uns zu den folgenden Themen mit Ihnen bzw. dem/der Zuständigen Ihres Ministeriums austauschen:

  • Die kontinuierliche Weiterbelieferung mit OP-Masken beziehungsweise FFP2-Masken wird vieler Orts noch nicht umgesetzt. Diesen Missstand gilt es zu beseitigen.
  • Wie kommt ein Inzidenzwert von 165 für den Kita- und Schulbereich zustande, wenn für alle anderen Bereiche Inzidenzen von 50, 100, 150 oder 200 als ausschlaggebend gelten?
  • Eine Kontaktreduzierung, gerade in Hotspots, durch die Verkleinerung der Kita-Gruppen wird in der Regel durch die Notbetreuung nicht erreicht. Vielerorts liegt die Auslastung bei über 70 % der Regelgruppenstärke. Hier sehen wir großen Handlungsbedarf, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
  • Alle Kitas müssen ein verpflichtendes Gesundheitsmanagement einführen. Hierfür benötigen sie finanzielle Unterstützung durch das Gesundheitsministerium, um Präventionsangebote durchzuführen. Dies entlastet schlussendlich das Gesundheitssystem.
  • Immer mehr Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Unterstützungsbedarf besuchen Kitas. Individuelle Förderung unterschiedlicher Talente und Interessen der Kinder ist nur mit ausreichendem Personal möglich. Zur Bewältigung der Integrations- und Inklusionsaufgaben, welche stetig zunehmen, müssen Kitas fachlich unterstützt und personell erweitert werden. Hier sehen wir einen besonders hohen Bedarf an Unterstützungsangeboten für den Spracherwerb in sämtlichen Kitas, zumal der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund mittlerweile in Baden-Württemberg bei etwa 50 % liegt. Zudem muss das pädagogische Personal gesondert geschult und unterstützt werden, um eben diese Familien adäquat zu begleiten.

Immer mehr zeigt sich, wie viel pädagogische Fachkräfte leisten. Dies geschieht oftmals unter mangelhaften Voraussetzungen. Dennoch ist es dem Personal ein großes Anliegen, die Familien bestmöglich zu unterstützen und die Kinder zu fördern. Es zeigt sich immer mehr, wie wichtig und unabkömmlich unsere Arbeit für die Gesellschaft und die Wirtschaft ist.

Daher bitten wir Sie, unser Berufsfeld in Ihrem Ministerium gesondert zu betrachten und die spezifischen Belange zu berücksichtigen.

An dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir gerne mit Ihnen in den Diskurs gehen möchten, um gemeinsam gute Lösungen für den Gesundheitsschutz in Kitas sowie die Inklusion und Integration aller zu besprechen.

Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Anja Braekow

1. Vorsitzende

2. Brief an Herrn Ministerpräsident Kretschmann (15.02.2021)

Auch bei diesem Brief ist es uns ein Anliegen auf die aktuelle Problematik hinzuweisen, wir bieten erneut an, dass wir uns mit tragbaren Konzepten und Ideen beteiligen können. Auch die neue Virus Mutation ist Grund zur Sorge, hier möchten wir nicht ungeschützt arbeiten. Wir fordern ein Konzept zum Gesundheitsschutz für Pädagogen und Kinder.

Wir freuen uns über Feedback zu unseren Aktionen.

Werde Mitglied und begleite unsere Arbeit, dies kann aktiv sein oder auch passiv, denn jede Stimme zählt, auch die Stille.

Briefe ans Ministerium (20.01.2021)

Nach den zahlreichen Pressekonferenzen und Informationen die aus dem Kultusministerium kommen, haben wir einen zweiten Brie an Fr. Dr. Susanne Eisenmann verfasst und abgeschickt. Leider haben wir auf unser erstes Schreiben noch keine Resonanz erhalten. Wir halten Dich auf dem Laufenden ob dieses Mal eine Antwort kommt.

Da auch unser Ministerpräsident Herr Winfried Kretschmann an wichtigen Entscheidungen beteiligt ist und als „Landesvater“ ein Wort mitzusprechen hat, haben wir auch ihm unsere Forderungen und Konzepte dargestellt.

Und weil wir so schön in Schwung sind, haben wir an unseren Sozialminister auch einen Brief geschrieben, Herr Manne Lucha ist zuständig für Gesundheit und Integration und wir sehen in ihm einen wichtigen Ansprechpartner wenn es um unsere Gesundheit in der Kita geht.

Wir freuen uns, wenn Du diese Briefe nutzt und sie in Deinem Netzwerk verteilst und vielleicht auch Deine örtliche Presse auf uns aufmerksam machst.

Gemeinsam wird unsere Stimme lauter und lauter und gemeinsam arbeiten wir an Veränderungen.