Zweites Schreiben an den VKA zu den Tarifverhandlungen (25.04.2022)

Nachdem auf unser erstes Schreiben eine Antwort kam (siehe Bericht vom 13.04.2022) haben wir uns erneut getroffen und haben konkrete Fragen formulier:

Sehr geehrter Herr Benrath,
sehr geehrte Mitglieder der Tarifkommission des VKA,

vielen Dank für Ihr Antwortschreiben, dass uns allerdings ratlos und resigniert zurücklässt.
Unser Kita-System hat gewaltige Probleme. Es geht nicht um ewig nörgelnde Erzieher*innen,
denen man nur verbal über den Kopf streicheln muss, damit sie sich hoffentlich wieder
schnell beruhigen.
Wenn Sie in Ihrem Schreiben sagen, dass Erzieher*innen qualitativ hochwertige Arbeit im
Sinne einer guten frühkindlichen Bildung machen, müssen viele von uns Ihnen deutlich
widersprechen.
Die Rahmenbedingungen in unseren Kitas liegen weitab von den fachlichen
Mindestanforderungen an eine gute pädagogische Qualität und einen kindgerechten KitaAlltag.
Weil wir unserem Bildungsauftrag nicht mehr gerecht werden, gezielte Förderung, aber auch
bedürfnisorientierte Betreuung und ein guter kindgerechter Alltag vielerorts nicht mehr
realisierbar sind, haben wir als Leute aus der täglichen Praxis Kita-Fachkräfteverbände
gegründet.

Wir hoffen, dass Sie uns erneut antworten und zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit
den Problemen des Kita-Systems bereit sind. Gern stehen wir Ihnen dafür auch in einem
Onlinemeeting zur Verfügung.

Als pädagogisch ausgebildetes Fachpersonal haben wir uns entschieden, Ihnen W-Fragen zu
stellen, die es erleichtern, beim Thema zu bleiben und konkret zu antworten. Für fachliche
und sachliche Argumente sind wir offen und lernen gern dazu.

Hier unsere Fragen:

  • 73% aller deutschen Kita-Kinder verbringen laut aktuellem Ländermonitor ihren KitaAlltag unter nicht kindgerechten Bedingungen. Welche Maßnahmen halten Sie für
    notwendig, um eine Kita-Qualität nach fachlichen Mindestanforderungen zu
    etablieren?

 

  • Seit vielen Jahren herrscht in Fachwelt und Fachpraxis Konsens, dass die
    Rahmenbedingungen in unseren Kitas unzureichend sind. Hierzu gibt es unzählige
    Studien und Regalmeter an Fachliteratur. Auf den Homepages der KitaFachkräfteverbände finden Sie Rubriken mit fachlichen Grundlagen, die das eindeutig
    belegen. Welche fachlichen Quellen zum Thema Kita-Qualität veranlassen Sie zu der
    Annahme, dass in unseren Einrichtungen qualitativ hochwertige Arbeit im Sinne eines
    kindgerechten Kita-Alltags gewährleistet wird?

 

  • Laut Krankenkassenberichten sind Kita-Fachkräfte deutlich häufiger krank als der
    Durchschnitt der Arbeitnehmer*innen., besonders aufgrund psychischer Belastungen.
    Wie erklären Sie sich das, wenn sich Ihrer Meinung nach die Bedingungen in den
    letzten Jahren durch Ihr Engagement verbessert haben?

 

  • In Deutschland gibt es ca. 57.600 Tageseinrichtungen für Kinder, Tendenz steigend.
    Aktuell sind allein bei der Agentur für Arbeit deutschlandweit 18.444 Stellenangebote für
    Erzieher*innen gemeldet. Etliche Stellenangebote beziehen sich auf Träger, die mehrere
    offene Stellen anbieten und Personal für ihre verschiedenen Kitas suchen. Dazu kommt,
    dass nicht alle Träger bei der Agentur für Arbeit ausschreiben. Die Zahl der benötigten
    Fachkräfte liegt deshalb noch höher. Wie ordnen Sie diese Zahlen ein? Wie schätzen Sie
    die Problematik des Fachkräftemangels für die Zukunft ein, wenn der Bedarf an KitaPlätzen in den nächsten Jahren wie prognostiziert weiter steigt und ab 2026 die
    deutschen Grundschulkinder nach dem Unterricht zusätzlich von Erzieher*innen
    betreut werden sollen?

 

  • Qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit muss vor- und nachbereitet werden.
    Pädagogische Angebote, Entwicklungsdokumentationen, Elterngespräche, Gespräche mit
    Therapeuten und Jugendämtern und Ähnliches lassen sich nicht einfach so nebenher im
    Kita-Alltag erledigen. Was hindert Sie, in der nächsten Verhandlungsrunde verbindliche
    Verfügungszeiten, die außerhalb der unmittelbaren Betreuungszeiten am Kind liegen,
    zu etablieren?

Bitte setzen Sie sich zu diesen Themen mit uns als den Menschen auseinander, die jeden Tag
in den Kitas vor Ort arbeiten und sich nichts sehnlicher wünschen, als qualitativ hochwertige
Arbeit im Sinne einer guten frühpädagogischen Arbeit tun zu können. Dafür brauchen wir
die entsprechenden Rahmenbedingungen.

E I N E K O O P E R A T I O N D E R K I T A – F A C H K R Ä F T E V E R B Ä N D E I N D E U T S C H L A N D
Mit freundlichen Grüßen,
im Auftrag der Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland

 

Das komplette Schreiben kannst Du Dir hier runterladen:

Antwortschreiben an den VKA

 

Stellungnahme zum Auslaufen der CoronaKitaVO (13.04.2022)

Mit Ablauf des 13. April endet die Corona-Verordnung Kita und damit auch die letzte Möglichkeit für die pädagogischen Fachkräfte der pandemischen Lage in den Kitas Herr zu werden. Seit dem Februar 2020 hat sich der Verband Kitafachkräfte für eine Testpflicht in den Kitas eingesetzt. Es war und ist ein wichtiges Instrument, um den Fachkräften ein bisschen Sicherheit und Schutz zu bieten. Im Frühjahr 2021 sollten die Kitas mit einer Inzidenz von über 160 geschlossen werden. Im Moment sind die Zahlen höher, viele Kinder und Kitafachkräfte sind an Corona erkrankt und nun wird auch noch der letzte Schutz vor einer Coronainfektion genommen. Mit auslaufen der Testpflicht steht dem Virus nun nichts mehr im Wege und die gewollte Durchseuchung kann ungehindert in den Kitas wüten. Das wird zur Folge haben, dass überall noch mehr Betreuungszeiten gekürzt werden müssen und noch mehr Kitas in die Notbetreuung rutschen, weil nun auch das letzte gesunde Personal krank wegbricht. Welche Folgen das für andere Betriebe haben wird, wenn das Bollwerk Kita zusammenbricht, kann sich jeder gut ausmalen. Eltern können nicht mehr zur Arbeit gehen, weil die Kinder nur unzulänglich oder nicht betreut werden können.

Außerdem sehen wir es als Verband als unzumutbar an, dass die Unterschreitung des Personalschlüssels um 20% bis zum 31.08.2022 verlängert und in der KitaVo als Zusatzparagraf verankert wurde. Dieses Vorgehen verschärft den aktuell bereits vorhandenen Personalmangel noch mehr. Das derzeit noch verfügbare Personal arbeitet durch die erhöhte Kinderzahl stark an der Überlastungsgrenze und über ihre Überlastungsgrenze hinaus. Dieser Zustand hinterlässt seine Spuren sowohl bei den Fachkräften, wie auch den Kindern.

Mit dem Auslaufen der CoronaVO  zum 13.04.  gibt es auch keine Begründung mehr, für den weiterhin reduzierten Personalschlüssel bei erhöhter Kinderzahl. Es ist nun an der Zeit das vorhandene Personal zu stärken und zu schützen, wenn wir weiterhin stabile Kita-Plätze  anbieten möchten.

Jede weitere Fachkraft die aktuell unter dieser Dauerlast wegbricht, führt in unserem angeknacksten System unweigerlich zu Gruppen-Schließungen oder gar Kita-Schließungen, da vielerorts nicht mal mehr die Aufsichtspflicht gewährleistet ist. Die Folgen für Kinder und Familien werden immens. Der Personalmangel ist akut und wir stehen bereits mittendrin. Es geht nun um das Wohle aller in unserer Kita-Welt und eines ist klar: Ohne die Fachkräfte geht es nicht!

Mit den aktuellen Vorgaben haben wir wieder einen Schritt zurück gemacht, wann geht es endlich vorwärts?

Monatsbericht vom März 2022

Jeder Monat ist geprägt von Erlebnissen, Begegnungen und Arbeit. Diese machen wir gerne, wir merken immer mehr, dass es sich lohnt.

Veränderungen kommen ins Rollen, langsam aber stetig werden wir wahr genommen und gehört.

Sei auch Du dabei bei dieser immer größer und lauter werdenden Bewegung.

Hier ist unser Monatsbericht zum runterladen.

Monatsbericht Verband März 2022

Und hier ist unser Monatsbericht zum Anschauen:

Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit und natürlich auch über Rückmeldungen.